Mittwoch, 9. August 2006

Die Pinguine von Manhattan - Bruchstück 3

Der Spion,
der aus der Wärme kam
&
Eine erschütternde Wahrheit


Ganz Manhattan ist (immer noch) eine Eiswüste (immer noch seit schon über 20 Jahren), als es jemandem von Außerhalb – auf Pinguinisch „Honk [Anstupsen-eines-Herings] Blaark“ – gelingt, nach Manhattan zu gelangen und in die Schalt- und Machtzentrale der Pinguine vorzudringen.

Es ist der gewiefte, professionelle Intrigant Lawrence P. Mole, ehemals Lobbyist und Großunternehmer, der wegen etlichen Skandalen und der miesen Weltwirtschaftslage seine bisherige Karriere aufgeben musste und nun auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist.

In den Pinguinen von Manhattan glaubt er, sie nun endlich gefunden zu haben!

Mit einem Paraglider dringt Mole in den Luftraum der von allen als uneinnehmbare Festung betrachtete Insel Manhattan ein, stürzt natürlich ab, weil seine Tragflächen vereisen, wird von mitfühlenden Börsenmaklern gefunden und wieder gesund gepflegt. Als Dank dafür verrät Mole sie an die Pinguine. Mole, der glaubt, sich so das Wohlwollen der Herren von Manhattan erkauft zu haben (seine Gastgeschenke, mit denen er sie beeindrucken wollte, den gestohlenen Prototyp des neuesten Nintechno Game-Tetraeders und fünftausend paar rutschfester Socken mit Noppen an den Sohlen, sind beim Absturz verloren gegangen) versucht nun, die im großen und ganzen friedlich vor sich hin lebenden und mit ihrer Situation ganz zufriedenen Pinguine dazu zu überreden, sich mit ihm zu verbünden und mit ganz New York, ja, mit den ganzen Vereinigten Staaten, warum nicht gleich mit der ganzen Welt das zu machen, was sie vor zwei Jahrzehnten mit Manhattan gemacht hatten, und sich damit die ganze Erde untertan zu machen (und damit ihn im Hintergrund quasi zum Herrscher des gesamten Planeten).

Was Mole (genau wie der Rest der Menschheit) dabei vollkommen verkennt: die Pinguine sind nicht, wie er annimmt, verschlagene, hinterhältige Geschöpfe, durchtrieben und böse bis ins Mark, sie sind schlichtweg ein Haufen dämlicher Tiere, die mit der Vereisung Manhattans lediglich einem uralten, geheimnisvollen Instinkt gefolgt waren, und nun, über 20 Jahre nach dieser Aktion (an die sich ohnehin nur die Ältesten unter ihnen nur noch dunkel erinnern), wieder friedlich in ihrem quasi-natürlichen Umfeld ein glückliches, wenn auch unspektakuläres Leben führen.

Mole allerdings, ebenfalls einem uraltem Instinkt folgend, hält unerschütterlich an seinem Glauben fest, dass er es mit gefährlichen und durchtriebenen Kreaturen zu tun hat, mit Leuten, denen man nicht trauen darf, die einen beim Anzeichen von Schwäche gnadenlos niedermetzeln und zerfleischen, mit echten Geschäftspartnern eben!

Die Pinguine hingegen wissen mit dem Menschen wenig anzufangen, sie ignorieren ihn und sein sonderbares Verhalten weitgehendst und fahren ungerührt mit ihren alltäglichen Aktivitäten fort: Watscheln, Quaken, mit dem Fisch spielen und hirnrissigen Guerilla-Aktionen der Börsenmakler auszuweichen.

Mole in seiner durch die extreme, ungewohnte Kälte noch verstärkten Paranoia hält das Desinteresse und die für ihn unverständliche Sprache der Pinguine (ein nur Initiierten zugänglicher Geheimcode, wie er vermutet) für weitere Anzeichen größter Verschlagenheit und scheinbarer intellektueller Überlegenheit der Herren von Manhattan, ein Grund mehr für ihn, stets wachsam zu sein, immer bereit, Schwächen zu wittern und jede Gelegenheit zu nutzen, seine mutmaßlichen Partner zu hintergehen und auszubooten.
Sämtliche Aktionen und Pläne, die Mole ausheckt, um seinen Zielen näher zu kommen scheitern in der Regel an der unglaublichen Stupidität und dem enormen Phlegma der Pinguine (was für Mole allerdings nie ersichtlich ist).
Ich stelle mir vor, wie Mole versucht, unter den Pinguinen Zwietracht zu sähen, seine Intrigen aber immer in die Hose gehen, weil er nicht merkt, dass er sich mit seinen vertraulichen Einflüsterungen immer wieder an andere Pinguine wendet, statt, wie er glaubt, immer nur an denselben. Wenn er mal eben wegschaut, watschelt sein Gesprächspartner einfach weiter, und Mole redet, ohne es zu merken, auf irgendeinen anderen Pinguin ein.

Hmmm, nun… tjaaa… weiterer Einwurf des Autors:

Irgendwie passt die fehlende Individualität und die ausgeprägte Debilität der Pinguine nicht ganz zu dem Bild der alles-vorausplanenden Kälteterroristen vom Anfang. Es könnte zwar wirklich sein, dass in den zwanzig Jahren schon soviel neue Pinguin-Generationen hervorgegangen sind (wie alt werden eigentlich Pinguine?), dass sie alles wieder vergessen haben, aber das klingt doch eher unwahrscheinlich. Nicht, dass ich allzu viel auf Plausibilität gäbe, aber so schnell funktioniert die Evolution dann auch nicht.

Andererseits, Menschen vergessen in sehr viel kürzeren Zeiträumen sehr viel einschneidendere Ereignisse, warum also nicht auch Pinguine?

Tja, Warum?

Die Antwort: Menschen haben nur eine Intelligenz, Pinguine dagegen einen Instinkt!

Denken Sie mal darüber nach (wenn Sie können), es könnte durchaus Sinn machen.

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