Freitag, 8. Dezember 2006

8. Einheit vom 6. Dezember 2006

Allg.:
Dies war bereits die letzte VO! Am 13. Dezember findet bereits die Prüfung statt

Vortrag:
„Die Auswirkungen der französischen Revolution auf BENELUX“

1) Südliche NL
Der aufgeklärte Absolutismus von Maria Theresia und Josef II beschränkte die Zünfte und Gilden im öffentlichen Leben. Josef II wollte mit seiner Reformpolitik die südlichen NL mit den österreichischen Erblanden gleichschalten --> Zentralisierung und Modernisierung.
Josef II wollte Reformen alleine durchsetzen, was Konfrontationen mit den belgischen Provinzialständen hervorrief --> offener Aufstand --> Brabantische Revolution, Gründung der Vereinigten Belgischen Staaten und der Sturz von Josef II. Nur Luxemburg konnte von Habsburg gehalten werden.
Gründe für die Revolution:
- Toleranzedikt: Protestanten und Juden durften die Religion offen ausleben; sie bekamen Bürgerrechte zuerkannt (von Josef II erlassen)
- Gründung eines staatlichen Religionsfonds
- Begrenzung der kirchlichen Prozessionen und Feiertage
- Ausweisung der Friedhöfe aus den Ortschaften
- Zivile Trauung
Josef II wurde vorgeworfen, dass er sich Macht anmaße, die ihm gar nicht zustände. Auch die Publizistik der damaligen Zeit äußerte sich sehr kritisch gegenüber Josef II, Belgien wurde politisiert. Die „Patrioten“ nahmen sich heraus für das Volk zu sprechen. Es gab weiters einschneidende Verwaltungs- und Justizreformen, 1787 sollte die Einteilung in die traditionellen 9 Provinzen aufgehoben werden. Es war den Belgiern klar, dass dies mit einer Entmachtung ihrerseits einhergehen würde. Ähnliche Pläne hatte bereits Karl VI, der damals schon scheiterte. Im Justizwesen sollte eine moderne, klare und hierarchische Einteilung der Instanzen stattfinden und die korporative Vielfalt an Gerichten abgeschafft werden. Überkommenes sollte modernisiert werden. Die Reformen stießen aber auf erbitterten Widerstand, weil die bisherige Rechts- und Gesellschaftsordnung bewährt wäre. Die Joyeuse Entrée (1356) enthielt ein Widerstandsrecht, genauso wie Privilegien und Freiheiten. Nur der Fürst der diese Rechte erhielt, wurde als legitim angesehen, wer nicht war ein Tyrann und Despot. Genau dies stellte Josef II nun für die Patrioten dar, unzählige Flugschriften wurden gegen ihn verbreitet.

Während den 1780ern war der Widerstand so stark, dass Josef II einige Reformen 1787 aufhob. Im Juni 1789 aber zog er das Joyeuse Entrée ein und hoffte damit den Bezugspunkt weggeschafft zu haben. Diese Maßnahme allerdings rief nur noch mehr Widerstand hervor und die Situation spitzte sich zu --> die Brabantische Revolution brach aus. Die Patrioten (unterstützt von den nördlichen NL und Lüttich) schlug erstaunlich rasch das österreichische Berufsheer und das gesamte Gebiet bis auf Luxemburg wurde erobert. Der erste belgische Staat wurde geschaffen, der unter der Führung von Hendrik van der Noot stand. Wie die nördliche NL war auch Belgien konföderal organisiert. Die Provinzen trugen das Land, wenige Kompetenzen lagen bei der Republik selbst. So gab es viele Ähnlichkeiten zur nördlichen NL. Es gab auch einen Kongress, der aber nicht direkt gewählt wurde wie in den USA, genauso wie die Generalstände. Die Kompetenzen von Kongress und Generalständen deckten sich, was nicht sehr effizient war. Es gab aber eine ganze Reihe von weiteren Problemen:
1) es musste laufend ein Gegenangriff vom Haus Habsburg erwartet werden
2) es gelang nicht die nötigen Mittel für die Armee aufzubringen
3) Revolutionäre waren zu unterschiedlich eingestellt, sie fingen an sich gegenseitig zu bekämpfen:
a. Statisten: unter van der Noot. Sie wollten alles wie bisher belassen, nur kein Monarch sollte das Land regieren. Ausgesprochen konservativ.
b. Reformpatrioten: unter Jan Frans Vonck. Im Unterschied zu Statisten wollten sie mehr Macht für das Bürgertum auf Kosten von Klerus und Adel.
c. Verfassungspatrioten: die kleinste Gruppierung, die aber am weitesten in die Zukunft wies. Sie wollten das Ancien Régime über Board werfen (wie in Frankreich) und eine egalitäre Staatsbürgerschaft einführen.
d. Royalisten: sie waren gegen die Brabantische Revolution und plädierten für eine Restitution der Habsburgerischen Herrschaft.

Im Jänner 1790 kam es zur Unabhängigkeitserklärung der „Vereinigten Belgischen Staaten“.
Die nächsten Jahrzehnte waren geprägt vom Einfluss äußerer Mächte. Es gab laufend Regimewechsel in schneller Abfolge:
1) 1. Habsburgerische Restitution von 1790-92
2) 1. Französische Besetzung von November 1792 – März 1793
3) 2. Habsburgerische Restitution von März 1793 – Juni 1794
4) 2. Französische Besetzung von 1794 bis 1814/15:
Es kam zu einer Umformung des öffentlichen Lebens nach der französischen Republik. Es gab eine starke Zentralisierung, die Provinzen wurden abgeschafft, Departements und Arrondissements eingeführt. Das französische Recht wurde übernommen, später kam der Code Civil dazu, also Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit des Individuums, etc. Auch kam es zu einer Aufhebung der Klöster und Abteien. Darüber hinaus wurden die Zollgrenzen abgeschafft mit Frankreich, was der Wirtschaft sehr zu gute kam und eine Modernisierung mit sich brachte. Erst 1830 brachte Belgien wieder in seine eigene Hand und ein Königshaus mit dazu.

2. Die nördlichen NL
Ab 1780 gab es viele politische Turbulenzen mit Aufständen und Revolutionen. Die alte Republik wurde im Revolutionszeitalter zu Grabe getragen. Von 1780-84 herrschte der 4. Englisch-NL-Seekrieg, ausgelöst durch eine Verstimmung der Briten, dass die NL die USA unterstützten. Auch hatten die Briten Angst vor der Allianz der politischen Neutralität. Es gab schwere Verluste der NL was eine große militärische Schwäche offen zu Tage legte. Auch wirtschaftlich kam es zu schweren Einbußen. Die führte in den 1790ern dazu, dass beide Kompanien vom Staat übernommen wurden. Es kam zur Auseinandersetzung zwischen, wer Schuld an der ganzen Situation sei:
1) Oraniern (Prinsgezinde): gab den Partikularismen der Provinzen die Schuld. Mehr Macht für die Statthalter auf Kosten der Regenten wurde angestrebt.
2) Regenten (Staatsgezinde): gab Haus Oranien die Schuld. Sie traten für die Begrenzung der statthalterlichen Rechte ein und für mehr Rechte der Regenten
3) Neu: Patrioten: diese wurden deutlich von der französischen Aufklärung beeinflusst. Offiziere wurden direktdemokratisch gewählt und Kontrollgremien für den Rat sollten geschaffen werden, demokratisch reguliert werden.

Es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den Oraniern und Patrioten. Wilhelm V musste Den Haag verlassen. Die Regenten wurden in einigen Städten durch Bürger ersetzt (vor allem Utrecht war ein Zentrum, wo sich Freichors von anderen Städten seit 1784 trafen). Ein nationaler Dachverband wurde gegründet, der die Demokratisierung forderte und an den Freiheitssinn vom 16. Jh. appellierte. Es gab einen Machtkampf bis 1787. Für Statthalter Wilhelm V war das Maß voll, als seine Frau in Gouda festgehalten wurde. Die Preußen kamen ihm zu Hilfe und die Aufständischen niedergeschlagen. Es kam zu Säuberungen, oranientreue Leute eingesetzt. 40.000 Demokraten flüchteten nach Frankreich und in die südlichen NL. Nun war die Lage beruhigt, aber nur bis zur Französischen Revolution. Französische Truppen marschierten ein und die Batavischen Republik wurde 1795 geschaffen. Dies stand im Zusammenhang mit der der Besetzung der südlichen NL. Zum ersten und zum letzten Mal wurde die NL komplett von einer anderen Truppe besetzt. Es kam nicht zur Annexion, Paris begnügte sich mit dem Machtwechsel zu den Bataven. Die Batavische Republik hatte eine relative Autonomie, wofür ein hoher Preis zu bezahlen war. Es musste sowohl auf Gebiete verzichtet werden als auch ein hoher Geldbetrag bezahlt werden. Trotzdem war man nicht völlig souverän und wurde immer abhängiger zu Frankreich. Sehr rasch kam es zu einer Erklärung der Menschenrechte. Das traditionsreiche Amt des Statthalters wurde abgeschafft. Wilhelm V flüchtete nach England und starb dort 1806. Statt den Generalstaaten trat die konstituierende Nationalversammlung zusammen, im März 1796. Es kam zu harten Auseinandersetzungen zwischen:
1) Unitaristen: Anlehnung an „eine und unteilbare Republik“ (wie Frankreich). Die Provinz wurde als ein Ort des Adels angesehen, das als überkommen galt.
2) Diametral entgegen: Föderalisten: diese waren mehr in der Tradition der NL. Die Provinz sollte ein strukturierendes Element sein, sie waren für die Beibehaltung.

Der erste Entwurf zu einer Verfassung wurde verworfen. 1798 kam es zum Staatsstreich. Als Konsequenz kam es zur Staatsregelung, sodass die Nationalversammlung eine durchgängige Modernisierung von Staat und Wirtschaft einleitete. Es wurden Departements und Arrondissements eingeführt. Eine Direktion mit Fachministern (wie in Frankreich) wurde einberufen. Noch im gleichen Sommer aber kam es zum Staatsstreich, der wiederum von den Franzosen unterstützt wurde. 1801 ein erneuter Staatsstreich, der auch die Verfassung von 1798 aushob und einige Errungenschaften zu Nichte machte (Zensus statt Allgemeines Wahlrecht). Das Parlament wurde wieder stark geschwächt, die Regenten kehrten zurück. Napoleon bewirkte einen Ausgleich mit Adel und Kirche. 1805 wiederum ein Staatsstreich unter französischer Regie. Weil Napoleon nun Kaiser war, wurde nun auch in den NL ein Ratspensionär eingesetzt – Schimmelpenninck, der stark von französischer Gnade abhängig war. Schon 1806 aber wieder abgelöst durch Napoleons Bruder Luis Bonaparte, auch das Königreich wurde ausgerufen. Luis setzte starke Akzente in der Kultur, die bis heute wirksam sind. Aber Napoleon war nicht zufrieden und setzte seinen Bruder 1810 wieder ab und annektierte die NL. Der Schein an Selbstständigkeit war damit endgültig verloren. Aber es gab keinen Befreiungskrieg oder eine Volkserhebung. Die Befreiung kam dann nicht von unten sondern von oben und war das Resultat der europäischen Mächte beim Wiener Kongress. Diese bestimmten die Zukunft der nördlichen und südlichen NL und schufen das Vereinigte Königreich der Niederlande, welche bis 1830 hielt.

Samstag, 2. Dezember 2006

7. Einheit vom 29. November 2006

Chronologie von Belgien:
1) Phase der belgischen Provinzen, partieller Aufstand
2) Union von Arras: Loyalität zu König und Katholizismus; Bruch mit den nördlichen Provinzen
3) 1598 starb Philipp II. Isabella und Albrecht übernehmen die Herrschaft und handeln 1609 einen 12-jährigen Waffenstillstand aus
4) 1621 läuft der Waffenstillstand aus. Kamphandlungen werden wieder aufgenommen, die bis 1648 dauern.
5) „Spanische Periode“, es wird weiterhin von Madrid aus regiert. Dauert bis zum Frieden von Utrecht 1713 und Rastatt 1714 – dann wird der spanische Erbfolgekrieg beendet.
6) „Österreichische Periode“, es geht nun über auf die österreichische Linie der Habsburger und dauert bis zum Revolutionsjahr 1786/89 an.

Zäsuren und Kontinuitäten:
• Katholizismus bzw. genauer die katholische Gegenreformation. Jesuiten werden als bewusstes Instrument eingesetzt, sie initiieren viele Schulgründungen. Dies darf aber auch nicht überbewertet werden, denn sie hatten kein Monopol darauf (auch Franziskaner und Dominikaner). Und Missio Hollandica wird von Rom aus stark betrieben um die nördlichen NL zu missionieren.
• Barock ist die spezifische Kunstrichtung. Weil beim Bildersturm so viel zerstört wurde hatten Barockkünstler eine gute Auftragslage.
• Wahlfahrtskirchen: wichtig für die Volksfrömmigkeit (zB Scerpenheuvel). Die Nuntiatur achtete stark darauf, ob das Konzil von Trient befolgt wurde.
• Auch die Wissenschaft wurde re-katholisiert. Unter Jean Bolland wurde eine monumentale Ausgabe von Theologen herausgebracht: Acta Sanctorum
• Einzige Religion war Katholizismus, es war wie eine Staatsreligion. Es waren zwar Protestanten die in der Garnison dienten, diese wurden geduldet, ansonsten gab es keine Toleranz. Dies war ein klarer Unterschied zur nördlichen NL, dort gab es keine Staatskirche.
• Krieg: mit 1648 wurde der 30-jährige und der 80-jährige Krieg beendet. Aber mehr oder weniger regelmäßig zogen auch danach Truppen durch Belgien.
• Wiederholte Versuche zur Zentralisierung auf Kosten der Provinzen, Zünfte und Gilden. Dagegen gab es immer Widerstand. So gab es einen Aufstand in Brüssel 1718. Höhepunkt war die Brabantische Revolution. Oft Widerstände, aber die Loyalität wurde nicht aufgekündigt. Es gab den Versuch einer engen Anbindung an die beiden Habsburger Linien. Es wurde je ein Hoher Rat eingerichtet in Brüssel um eine Kommunikationsplattform zu haben. Kaunitz sorgte in den 1750ern für eine noch engere Bindung. Er löste den Hohen Rat ab und gliederte sie in seine eigenen Kompetenzen ein.

Verwaltungsorgane:
• Generalstatthalter oder Generalgouverneur: zB Prinz Eugen von Savoyen, es ist immer ein hoher Adeliger. In Spanien war dieser Posten immer von Fluktuation gezeichnet weil er ein Durchgangsposten war. In österreichischen Zeiten änderte sich dies.
• Bevollmächtigter Minister: dies war ein hoher Karrierediplomat aus angesehener Familie. Zwar formal dem Gouverneur unterstellt, aber er hatte die Möglichkeit direkt in den Kontakt mit dem Kaiser zu treten. Dies ging auf Kosten des Gouverneurs, der nur mehr eine Repräsentationsrolle innehatte. Josef II vertraute Karrierediplomaten ohnehin viel eher als seiner eigenen Verwandtschaft, er lehnte Änderungen ab.
• Kollaterale Räte: so wie bereits 1531: Geheimer Rat, Staatsrat und Finanzrat. Karl VI versuchte dies zu ersetzen mit einem allgemeinen Regierungsrat um Kostenersparnis und Effizienzsteigerung der Bürokratie zu erzielen. Es gab aber enormen Widerstand der Bevölkerung dagegen, erst Josef II konnte hier Reformen durchsetzen.
• Auf der Ebene der 10 Provinzen: Provinzstatthalter (repräsentativ) aus einheimischem Adel. Der Kanzler war Chef der provinzialischen Verwaltung und kam aus dem niederen Adel, genauso wie Spitzenbeamte, Provinzialräte (administrativ und justiziell). Im Prinzip aus dem 16. Jh. übernommen und im Kern bis zur Revolution ihre Funktion beibehalten.

Grundzüge der Außenpolitik:
Frankreich wurde mehrfach zur Bedrohung, vor allem unter Ludwig XIV, dies hatte mit dem Niedergang der Spanier zu tun. Als Konsequenz des spanisch-französischen Krieges 1635 wurde mit dem Pyrenäen-Frieden 1659 beendet. Dabei musste Spanien einige Teile im Süden abgeben, die südliche NL wurde so deutlich reduziert. Gegen die Forderung die gesamte südliche NL an Ludwig XIV abzutreten trat Karl II aber entschieden dagegen auf. Er setzte das Devolutionsrecht ein um für seine Nachkommen die spanischen NL einzufordern. Frankreich zwang Spanien 1667/68 weitere Gebiete an Frankreich abzutreten. So wurde die südliche NL wiederum dezimiert, während sich Frankreich stabilisierte. Es gab weitere Kriege durch dynastische Zwiste im spanischen Erbfolgekrieg. Die Folgen waren beträchtlich. Spanien ging von den Habsburgern zu den Bourbonen über. Die südlichen NL wurden nun an Österreich übergeben, denn Karl II starb kinder- und erbenlos. Es gab drei Bewerber um seine Nachfolge:
1) Philipp von Anjou, der auch das Rennen macht als Philipp V. Ludwig XIV forderte nun, dass die südliche NL Frankreich angeschlossen wird und seinem Enkel übergeben wird, was enorme Machtfülle bedeutet hätte.
2) Dies rief die Habsburger auf den Plan. Für Leopold I war dies eine Bedrohung und er setzt Erzherzog Karl, den späteren Karl II ein.
3) Kronprinz Ferdinand von Bayern, der aber bald starb und so aus dem Rennen war.
Es bildeten sich zwei Machtblöcke. Auf der einen Seite stand der Kaiser, der mit England, Preußen, den nördlichen NL, dem Kurfürstentum Hannover und Savoyen verbunden war. Frankreich hingegen wurde vom Erzbistum Köln und von Bayern unterstützt. Dieser Krieg kann durchaus als der erste Weltkrieg der FN bezeichnet werden. Frankreich erwies sich – überraschenderweise – als schwächer als gedacht. Prinz Eugen und Herzog von Marlborough besetzten weite Teile der südlichen NL. Ab 1706 gab es ein Anglo-Batavisches Kondominium. Als Souverän wurde Erzherzog Karl ernannt. In Spanien wurde Karl III König, sein Spielraum war aber sehr begrenzt.

Das Ergebnis waren die Friedensschlüsse von 1713 und 1714. Dies wurde möglich, weil Philipp V auf die Erbfolge in Frankreich verzichtete und ihm nur Spanien blieb. Die Union blieb also aus, die der Rest so befürchtet hatte. Die belgischen Provinzen gingen an die österreichische Linie der Habsburger. Als Bedingung musste Österreich die 30.000 Barrieresoldaten bezahlen, was immerhin 1 Mio. Gulden pro Jahr kostete. Die Schelde blieb weiterhin geschlossen, was Hemmnisse für den Handel bedeutete. Eine weitere Einschränkung war der Umstand, dass der Überseehandel untersagt wurde – dies hatte wohlweislich England und die nördliche NL durchgesetzt.

1713 erließ Karl VI die „Pragmatische Sanktion“ um die Erbfolge zu regeln um das Reich zusammenzuhalten. 1725 ließ er dieses bestätigen, was bemerkenswert ist, weil es seit 1634 nicht mehr der Fall gewesen war. Es gab eigentlich keine Generalstände, weil diese stark integriert sind. Es gibt eine kurze Friedensperiode. 1740 bricht aber der nächste Krieg aus, der österreichische Erbfolgekrieg. Im Mittelpunkt stand die „Pragmatische Sanktion“, die Maria Theresia gezwungenermaßen durchsetzen musste. Erneut kam es zu einer Bündniskoalition. Auf Seite von Österreich war England, die nördliche NL. Auf Seite Frankreichs kämpfte nur Preußen. Die Barriere erwies sich nicht als wirksamer Schutz. Erst durch den Frieden von Aachen 1748 wurde der Konflikt beigelegt und die Pragmatische Sanktion von den Mächten anerkannt.

Belgien war nun zurück in österreichischer Hand. Die ökonomische Prosperität war aber nicht optimal, weil
1) viele Kriege herrschten
2) die protektionistische Zollpolitik Colberts (Merkantilismus) die Einfuhr stark verminderten. Auch der Handel mit England und den nördlichen Niederlanden war negativ.
3) die Schelde weiterhin geschlossen blieb. Immerhin wurde die Barriere aufgehoben von Josef II und so viel Geld gespart.
4) ein potentes Bankwesen fehlte.
5) es Getreidekrisen gab, die auch die Nahrungsversorgung belasteten
6) es kein Glück in der Kolonialpolitik gab. Obwohl 1713/14 eine Kompanie für Indienhandel (Oostende-Kompanie) gegründet wurde stieß dies auf viel Widerspruch bei Engländern und Holländern, weil diese Konkurrenz befürchteten. 1731 wurde die Kompanie aufgegeben.
Obwohl die Ausgangslage also nicht gut war, waren es die florierendsten Provinzen in der Monarchie – eine relativ große Geldmenge konnte lukriert werden. Allerdings stellte Österreich nicht so einen Absatzmarkt wie die Kolonien dar. Es gab aber einen Ausbau der Infrastruktur (Verkehr, Kanäle) im 18. Jh., vor allem ab 1740. Die Errichtung von Unternehmensansiedlungen erfolgte rein nach wirtschaftlichen Perspektiven und nicht mehr nach Zünften.

Der aufgeklärte Absolutismus (Maria Theresia, Josef II) wollte den Einfluss von Kirche, Zünften, Ständeordnung reduzieren oder überhaupt eliminieren. Die Rolle des Fürsten bzw. Staates wurde vor allem betont. So wurde sofort der Jesuitenorden verboten, staatliche Schulen wurden gefördert – „Königliche Kollegien“. Das Verbot des römischen Indexes der Katholischen Kirche und eine Lockerung der Zensur setzten ein. Es kam zur Entfaltung der Freimaurerei. Die säkulare Forschung wurde gefördert, die Akademie der Wissenschaften in Brüssel, unabhängig von der Kirche, wurde gegründet.

Cornelius Jansen (1585-1638) war Bischof Ypern und Theologieprofessor. Es wurde ihm Calvinismus vorgeworfen, weil er die These vertrat dass die göttliche Gnade ausschlaggebend sei. Er wollte zur Urkirche zurück und hatte Augustinus als Vorbild. Auch die Kirchlichkeit war wichtig für ihn, aber er relativierte das Primat des Papstes. In Pont-Royal entwickelte sich ein Zentrum (Frankreich), das stark von den Jesuiten bekämpft wurde und von päpstlichen Bullen verurteilt wurde. Im Gedanken lebte es aber fort.

Zum kulturellen Leben trug vor allem die bildende Kunst bei: Rubens (1577-1640) als Pendant zu Rembrandt, er war ebenfalls ein Diplomat. Er hatte das größte Atelier in Europa und hatte eine Arbeitsteilung. Weiters: Anthony von Dyck, ein Schüler Rubens und später bei den Stuarts in England angestellt. Jacob Jordaens, David Teniers, Jan und Pieter Breughel. Es gab finanzstarke Auftragsgeber von Adel und Kirche, die reichliche Aufträge brachten. Es gab einen sehr hohen Stand der Produktion.

Dienstag, 28. November 2006

6. Einheit vom 22. November 2006

„Die Niederländische Republik mit einem Schwerpunkt auf Kolonialismus“

Außenpolitik
Mit dem Aufstand in den NL lehnte man sich gegen die absolutistische Herrschaft in den Niederen Landen auf. Der Friede von Münster änderte dann die gesamte europäische Situation. Es entstand dadurch die Niederländische Republik als neuer Staat, der auch völkerrechtlich anerkannt wurde. Juristisch war es gesichert, aber politisch gab es im „Europäischen Konzert“ Unsicherheiten. Im 17. und 18. Jh. musste sich die NL mehrmals zur Wehr setzen. Es war keine Selbstverständlichkeit, dass dies überstanden wurde (im Gegensatz zu Polen) und nicht von Frankreich aufgesogen wurde. Es war ein fein ausgeklügeltes System der Check and Balances und war sehr kompliziert. In Frankreich ging alles einfacher, weil sehr zentralistisch ausgerichtet.

Besonders mit zwei Staaten hatte sich die NL auseinanderzusetzen: England und Frankreich.

England: Es gab drei Seekriege in den 1650-1670ern, was zur ersten statthalterlosen Phase führte. Den Seemächten ging es nicht nur um den europäischen Kontext sondern vor allem auch die Kolonien. Auslöser waren Gesetze im englischen Parlament, welche die eigenen Schiffe bevorteilte (Navigation Act 1651). Dies bedeutete, dass englische Waren ausschließlich auf englischen Schiffen transportiert werden durfte. Nicht zu Unrecht wurde dies als Kriegerklärung angesehen, da ein Lebensnerv getroffen wurde. Der dritte Seekrieg (1672) war der wichtigste, weil er in einem größeren Kontext eingebettet war und brandgefährlich für die NL war.

Frankreich: Denn die NL wurde von einer Koalition überfallen aus Karl II, Ludwig XIV und deutschen Staaten (Kurfürstentum Köln und Bischof von Münster). Es gab eine monatelange Besetzung von Teilen der NL und ging als „rampjaar“ (Katastrophenjahr) in die Geschichte ein. Erstmals wurde wieder ein Statthalter eingesetzt: Wilhelm III. Dieser wurde auch zum Generalkapitän und Generaladmiral ernannt. Weiters wurden dem Haus Oranien auch die Erbfolge versprochen. Er bekam das Recht Stadtregierungen abzusetzen, Oranientreue wurden nun eingesetzt. Johann de Witt (Ratspensionär), der bisher die Verantwortung trug, wurde vorgeworfen, dass der Einfall von Ludwig XIV möglich wurde. Er wurde gelyncht obwohl er zuvor viel für die Republik geleistet hatte. Wilhelm III stärkte seine Position weil er die Koalition aus dem Land drängte, was vor allem mit der Hilfe einer geschickten Bündnispolitik gelang (beide Habsburger, Kurfürstentum Brandenburg und Lothringen). Später wechselte auch noch England die Seiten und kam hinzu. Innerhalb von drei Jahren konsolidierte Wilhelm III seine Lage und erreichte genau dies, was zuvor jahrzehntelang nicht möglich war. Er betrieb außerdem eine geschickte dynastische Politik und heiratete Maria von Stuart. England wurde deswegen umgedreht. Er zwang dann im Frieden Nijmegen 1678 Ludwig XIV zum Frieden. Es gab territoriale Kompensation, vor allem zwischen Belgien und Frankreich. Im Interesse des Handels war der Krieg vorbei. In Zukunft war die Prämisse den Expansionsdrang von Frankreich einzugrenzen. Die Koalition zerbrach bald nach dem Friedensschluss und die NL war wiederum schutzlos. Es gab erneut den Versuch eine Koalition zu bilden, aber gerade England war unsicher. Dann baten aber die MPs gegen Jakob II, den eigenen König, vorzugehen. Wilhelm II nahm die „Einladung“ 1688 an --> glorious revolution. Wilhelm wurde zum neuen König ausgerufen für England, Irland und Schottland. Der König wurde aber ans Parlament gebunden und die konstitutionelle Monarchie eingeführt. Für Wilhelm war es eine ausgezeichnete Möglichkeit seine außenpolitischen Ziele durchzusetzen. England war automatisch gegen Frankreich und für die NL. Wilhelm war nun englischer König und Statthalter in einer Person. Im Frieden von Rijswijk bekamen die NL das Recht Garnisonen einzurichten – auch in Belgien (Spanien musste aber dafür aufkommen). Dies war als Barriere gedacht um die militärische Sicherheit der Südgrenze zu sichern.

Willem Bentinck van Rhoon entwickelte Patronagetechnik. Er agierte geschickt zwischen Tories und Whigs, von beiden Seiten wurden Berater genommen. Antonius Heinsius war verantwortlich für innenpolitische Aufgaben und erfüllte strikt was Wilhelm III ihm auftrug. Nach dem Tod Wilhelm III 1702 ließen fünf Provinzen den Statthalterposten wieder frei --> 2. statthalterlose Zeit. Es gab nur mehr einen Statthalter von nur einer Provinz. Erst 1747 durch den österreichischen Erbfolgekrieg waren die NL durch Frankreich bedroht. Wilhelm Friso wurde dann von allen anerkannt als Wilhelm IV. Zum ersten Mal herrschte ein Oranier über alle Provinzen und für sich! Alle drei Positionen wurden für erblich erklärt, auch sein Sohn wurde also Statthalter. Noch war es aber keine Monarchie, erst der Wiener Kongress entschied dies und bis heute ist es so geblieben. Aber das Vorbild ist der Republikanismus.

Koloniale Expansion
NL zählte zu den Newcomern unter den Kolonialmächten. Spanien und Portugal hatten das Monopol inne. Das neue Instrument der NL waren Handelskompanien. 1602 wurde die VOC (Vereinigte Ostindische Kompanie) gegründet, 1621 dann die WIC (Westindische Kompanie). Die Aufteilung erfolgte nach geographischen Kriterien, wobei Westindien die Karibik meint. Die VOC war für Pazifik, Asien, den Kap der guten Hoffnung zuständig. Primär aber für Indien und das heutige Indonesien. Die WIC war für Afrika, Karibik und Nordamerika zuständig. Gemeinsam war den beiden, dass sie als Aktiengesellschaften gegründet wurden. Es war keine staatliche Angelegenheit (wie in England) und konträr zu Spanien und Portugal.

VOC
1590 gibt es bereits erste Expansionen nach Asien. Es gab solche Erfolge, dass 400%ige Gewinne erzielt wurden. Dies ermutigte einzelne Expeditionen unter ein Dach zu stellen – die VOC wurde gegründet – und nicht mehr in Konkurrenz zueinander zu stehen. Von Anfang an hatten sie viele Rechte beim Handel und danach auch Souveränitätsrechte (Territorien gewinnen, Soldaten anzuwerben, Festungen zu bauen, internationale Verträge abschließen). Staatliche Aufgaben wurde also von den Generalstaaten zugesprochen.
Struktur: Sechs Kammern in Amsterdam, Middelburg, etc. --> nach regionalen Gesichtspunkten aufgeteilt. Diese waren weitgehend autonom, nur Middelburg lag nicht in Holland – diese Provinz war deshalb führend. Amsterdam war am größten, weil sie auch Aktien von anderen Kammern kauften. Geschäftsführend waren 72, später 60 Direktoren, eine große Zahl davon Amsterdamer. Das eigentliche Gremium wurde aus diesen Personen gewählt: 17 Herren aus der Führungsschicht. Diese legten allgemeine Richtlinien fest, es war eine Regentenoligarchie. Die Hauptaktionäre agierten als eine Art Aufsichtsrat. Vor Ort in den Kolonien waren diese zwar unabhängig, aber sie hatten doch ein hohes Maß an Autonomie. Es gab einen Generalgouverneur vom Archipel Indonesiens. Darunter war der „Rat von Indien“. Die „Hohe Regierung“ hatte ihren Sitz in Batavia dank Jan Pieterssoon Coen. Hauptaufgabe vor Ort waren Handelsverträge abzuschließen – möglichst mit Monopol. Manchmal wurde aber auch militärische Gewalt angewendet gegen Einheimische und andere Händler. Es gab keine zusammenhängende Territorialstruktur sondern Handelsstützpunkte (außer die Buren in Südafrika). Die Entwicklung im 18. Jh. war gegenläufig zum 17. (das goldene Jahrhundert). Der Abwärtstrend hing vor allem mit Korruption zusammen und stürzte das Unternehmen in eine Verschuldungskrise. Es erfolgte die Verstaatlichung der Kompanie und der Kolonien, auch die Schulden wurden übernommen. Es gelang der Handelsgesellschaft sich gegen England, Portugal, Spanien und Frankreich durchzusetzen. In der ersten Hälfte des 17. Jh. wurden auch Handelsverträge mit Kaiser von Japan abgeschlossen – sie waren die einzigen Europäer für über zwei Jahrhunderte mit diesem Recht.

WIC
Es gibt viele Parallelen mit der VOC. Vor 1621 gab es einzelne Kaufleute, es fehlte allerdings die organisatorische Zusammenfassung. Wirtschaftliche Gründe waren dann maßgebend (gemeinsam statt Konkurrenz), es gab aber auch politische Gründe um Spanien und Portugal in Nord- und Südamerika zu schwächen. Der Unterschied war, dass es an Weisungen der Generalstaaten gebunden war. Sie hatten auch nicht diese Souveränitätsrechte. Es gab nur fünf Kammern und 19 Herren, später auf 10 reduziert. Die WIC spezialisierte sich auf Kaperfahrten, legendär war Piet Heyn. 1628 wurde eine Silber- und Goldflotte der Spanier erobert. Gehandelt wurde mit allen Luxusgütern. Man beteiligte sich auch am Sklavenhandel (300.000 Sklaven), die Sklaven wurden entweder auf eigenen Plantagen eingesetzt oder sie wurden weiterverkauft.

Wirtschaftspolitisch unterschied sich die NL klar zum Rest von Europa mit den Aktiengesellschaften. Bürger vs. Staat (vor allem Colbert). Die NL war so erfolgreich, dass westfälische Wanderarbeiter angezogen wurden. Beide Handelsgesellschaften zogen Soldaten aus allen europäischen Ländern an. Prosperität gab es, weil:
1) Sperrung der Schelde 1585 was Amsterdam zur führenden Handelsstadt machte und auf Kosten Antwerpens ging. Viele belgische Flüchtlinge mit hoher Motivation kamen in die Niederlande und kamen den Textilstädten und vor allem Amsterdam zu gute.
2) Stimulisierung durch die Gründung der Bank von Amsterdam 1609. Kapital wurde zur Verfügung gestellt mit konkurrenzlos günstigen Krediten.
3) Es handelte sich in hohem Maße um eine Mittelstandsgesellschaft, der Adel wurde an den Rand gedrängt. Es zählte nicht Pomp sondern Effizienz.
4) Die Landwirtschaft wurde effektiver genutzt durch Drainage-System, es war am modernsten. Es wurde vor allem Käse produziert, auch Fischfang sehr wichtig.
5) Frühmoderne Industriezweige (Diamantenschleiferei, Porzellan) und damit lange führend. Auch der Schiffsbau war an der Spitze.
6) Handel, besonders nach Skandinavien, aber auch am gesamten Kontinent und der Überseehandel.

Ohne die ökonomische Leistung wäre die kulturelle Blüte nicht vorstellbar (das goldene 17. Jahrhundert). Vor allem Maler, aber auch Literaten (aber nicht rezipiert). Das 18. Jh. wurde schon von den Zeitgenossen als ein Jh. des Verfalls angesehen.

Sonntag, 19. November 2006

5. Einheit vom 15. November 2006

Im Juli 1584 übernahmen die Nachfahren von Wilhelm die Führung der Aufständischen und die Ämter des Statthalters sowie der Admiralität. Moritz von Oranien wurde politischer und militärischer Führer. Er wurde unterstützt von seinem Neffen, dem Statthalter von Groningen und Overijissel, Wilhelm Ludwig. Erst im 18. Jh. kam es zur Einigung des Hauses Oranien, und nicht mehr zu einer Zweiteilung der 7 nördlichen Provinzen.

Der Aufstand konnte aufrecht erhalten werden --> Ratspensionär Johann von Oldenbarnevelt. Einige Gebiete konnten vom Herzog von Parma zurückerobert werden. 1588 wurde die Spanische Armada (130 Schiffe) von den Engländern vernichtet. Die Absicht von Philipp II war
1) Bestrafung von Elizabeth für die Unterstützung der NL-Aufständischen
2) Eroberung Englands, und die katholische Maria Stuart auf den Thron statt der protestantischen Elizabeth
--> beides schlug fehl.

Der Herzog von Parma wurde nach Frankreich abkommandiert um dort Einfluss auf die französische Krone zu nehmen. Die Niederschlagung des NL-Aufstandes wurde als sekundär empfunden. Die Zweiteilung der NL stand somit fest. Die NL Republik entstand an der Wende vom 16. zum 17. Jh. und bestand aus 7 nördlichen Provinzen, im Süden gab es 10 Provinzen. Philipp verzichtete auf die Souveränität über die habsburgerische NL 1598 zugunsten seiner Tochter und ihres Ehemanns. Dadurch wurde die spanische NL aus der Erbmasse Philipp II herausgerissen. Albrecht und Isabella übernahmen (theoretisch die ganze NL, praktisch aber nur die 10 südlichen Provinzen). 1609 kam es zur Vereinbarung eines 12-jährigen Waffenstillstandes zwischen dem südlichen und den nördlichen Teil --> gegenseitige Anerkennung, tatsächlich aber fand die Anerkennung der Republik NL 1648 statt im Frieden von Münster. Der Waffenstillstand war wichtig für die Erholung der Wirtschaft im Norden und Süden.

1621 lief der Vertrag aus, Philipp IV wollte die NL wieder vereinigen, der Waffenstillstand wurde nicht mehr verlängert. Isabella verhandelte auf eigene Faust, war aber wenig erfolgreich. Für die Habsburger war Ambrosio Spinola die entscheidende Figur. 1625 gelang es ihm Breda einzunehmen, was einen symbolischen Verlust für die Aufständischen bedeutete. 12 Jahre später gelang es den Aufständischen Breda langfristig zurückzuerobern.

Friedrich Heinrich von Nassau eroberte nach und nach Städte für die NL-Republik im Rhein-Maas-Gebiet (Maastricht, Venlo, Roermond). Auch auf See gab es einige Erfolge unter Maarten Tromp. Bei der Seeschlacht 1639 wurde die 2. Spanische Armada vernichtet. Frankreich unterstützte die NL-Republik, obwohl sie katholisch waren! Die Unterstützung kam aus machtpolitischen Gründen, ab 1635 war diese Unterstützung offensiv. Richelieu schickte Truppen, die eine Stadt zerstörten und Loewen belagerten. In der Schlacht von Rocrot 1635 gab es einen Sieg über die spanische Armee. 1640 wurde Portugal von der spanischen Krone unabhängig, es gab auch Aufstände in Katalonien, Neapel und auf Sizilien. Es fiel Spanien schwer, seine Kräfte zu konzentrieren.

Ein Friedensschluss mit Spanien schien für die NL-Republik wahrscheinlich. Friedrich Heinrich wollte aber weitere Gebiete erobern, die „Friedensporte“ zwang ihn aber dies zu unterlassen. Ab 1646 gab es Verhandlungen in Münster, der 1848 in den Frieden mündete und den 80-jährigen Krieg zwischen der spanischen Krone und den NL-Aufständischen beendete. Der Friede von Münster war ein Teil des Westfälischen Friedens, der am 30. Jänner unterzeichnet wurde. Am 15. Mai 1648 fand die feierliche Beschwörung statt. Die Unabhängigkeit der Republik wurde anerkannt, der aktuell erreichte territoriale Staat wurde anerkannt.

Die Republik der Vereinigten NL schieden aus dem Heiligen Römischen Reich aus, die südlichen NL blieben dabei. Gelderland, Holland, Seeland, Groningen, Overijissel, Utrecht und Friesland waren die sieben Provinzen der Republik. Staats-Brabant und Staats-Limburg waren Generalitätslande und hatten keinen Vertreter in der Politik, weil sie großteils katholisch waren – sie können als inländische Kolonien bezeichnet werden. Darunter befanden sich Provinzialstaaten, die aber nicht in den Generalstaaten vertreten waren. Sie waren politisch ebenfalls sehr eingeschränkt.

Holland hatte eine Vorreiterrolle in der NL-Republik. 50% des Haushaltes wurde von Holland finanziert, sie waren also wirtschaftlich und finanziell wichtig. Jede Provinz in den Generalstaaten hatte eine Stimme, aber mehrere Abgeordnete in Den Haag. Wichtige Beschlüsse wurden nur einstimmig gefällt, aber aus pragmatischen Gründen wurden sie oft nicht umgesetzt. Die NL-Generalstaaten tagten nie permanent, wurden aber nicht mehr vom Fürst einberufen (den gab es ja nicht mehr). Gelderland durfte als erstes seine Stimme abgeben --> Relikt aus monarchischer Zeit. Dominierend war trotzdem Holland.

Die Aufgaben der Generalstaaten waren:
• Entscheidung über Krieg und Frieden
• Vertragsabschlüsse
• Einheitliche Münzen und Maße
• Alltägliche Verwaltungsarbeit
• Verbreitung nach außen

Die Provinzialstaaten reichen ins MA zurück. Die Zusammensetzung divergierte von Provinz zu Provinz. Der Vorsitz lag beim Ratspensionär, der holländische aber sprach auch für die anderen Ratspensionäre – er war eine Art Außenminister. Die Provinzialstaaten waren die eigentlichen Träger der Politik, da ihre Vertreter in den Generalstaaten saßen.

Die kommunale Räteversammlung: Bürgermeister, Schöffen, Räte (öffentliche Ämter), die oft an bestimmte Familien gingen --> Regenten --> oligarchisches Element in der Politik und Wirtschaft. Auch der Statthalter wurde nicht mehr vom Monarchen eingesetzt sondern von den Provinzialstaaten bestimmt. Diese hatten viele Rechte, wie Rechtssprechung, das Wählen von Bürgermeistern und Schöffen von Listen aus, die von der Räteversammlung zusammengestellt wurde. Die Oranier übernahmen die Statthalterpositionen von Friesland und Groningen hatte einen Statthalter aus einer Nebenlinie der Oranier. Die anderen fünf Provinzen waren in der direkten Erbfolge Wilhelm von Oraniens. Der Statthalter sollte monarchische Züge annehmen, dies musste gegebenenfalls unterbunden werden. Zwischen 1650 und 1672, sowie 1702-1747 waren auch keine Statthalter.

Wilhelm II drohte den Frieden nicht einzuhalten (1648) und ließ unliebsame Personen festnehmen, er „herrschte“ quasi tyrannisch. In dieser Zeit gab es zwei Fraktionen, die Prinsgezinden vs. die Staatsgezinden. Wilhelms II Tod 1650 verhinderte einen Bürgerkrieg zwischen den Fraktionen. Es wurde entschieden den Machtausbau des Statthalters Einhalt zu gebieten und verzichtete überhaupt auf das Amt des Statthalters. 1654 legte man fest, dass keiner aus dem Hause Oranien mehr Statthalter sein dürfe. Dies blieb bis 1672 aufrecht. Wegen monarchischer bzw. tyrannischen Züge der Statthalter aus dem Haus Oranien gab es eine zweite Statthalterlose Zeit nach dem Tode Wilhelm II August vor Wilhelm IV.

Während der statthalterlosen Zeit übernahm der Ratspensionär die politische Führung, aber ohne die gleichen politischen Möglichkeiten wie ein Statthalter. Für die Verteidigung der NL waren der Generalkapitän und der Generaladmiral zuständig.

Im Calvinismus gab es die Streitfrage ob Arminianismus (liberal) oder Gomarismus (orthodox). Es geht um die Frage der Prädestinationslehre, eine große Frage der FN. Es gab Proteste im frühen 17. Jh. der Arminianer und Gegenproteste der Ganrister. Die orthodoxe Sichtweise wurde bestätigt und galt für die ganze NL-Republik. 1618/19 fasste die protestantische Kirche Beschlüsse: der Ratspensionär von Holland wurde zum Tode verurteilt weil er Arminianer unterstützte – 1619 tatsächlich vollzogen. Dies stärkte Moritz von Nassau-Oranien.

Sonntag, 12. November 2006

4. Einheit vom 08. November 2006

Bevor der Herzog von Alba seine politische Verfolgung aufnahm, setzte sich Wilhelm von Oranien (1533-84) nach Nassau ab. Er setzte ein Heer zusammen und griff mit seinem Bruder Ludwig den Herzog von Alba an. Wilhelm fiel in Brabant ein, Ludwig in Groningen. Sie feierten einen Sieg bei Heiligerlee 1568, dennoch war es kein endgültiger Sieg. Demnach konnte so der Aufstand um eine militärische Komponente ergänzt werden, die 80 Jahre dauern sollte.

Wilhelm wurde protestantisch erzogen, er erbte das Fürstentum Orange. Karl V sorgte dafür, dass Wilhelm in Brüssel bei Maria von Österreich katholisch erzogen wurde. Trotzdem war eine Vorliebe zum Protestantismus da. Er heiratete vier Mal. 1567 bekannte er sich zu Luther, 1572 schließlich zu Calvin. Er suchte den politischen Ausgleich mit Karl V, erst als dies scheiterte, wollte er die Abspaltung der nördlichen Provinzen. Er galt als „Vater des Vaterlandes“ bereits zu Lebzeiten --> Wilhelmus-Lied ist seit 1932 die Hymne der NL.

Wilhelm und die Geusen sahen sich nicht als Aufständische oder Rebellen, da sich ihr Aufstand nicht gegen den König sondern gegen dessen Vertreter richtete, im speziellen gegen Alba. Dies war der ideologische Gedanke im Hintergrund. Der Protestantismus war wichtig für die Ideologie, ebenso Monarchomachen  absolutistische und theologische Ideen bzw. politische Theorien, die die Ideologie stärkten.

Am 1. April 1572 eroberten die Wassergeusen die Stadt Den Briel. Dies war der erste wirkliche militärische Erfolg, da 1568 der Erfolg nur von kurzer Dauer war – die spanische Übermacht zwang die Aufständischen zum Rückzug. Mit der Eroberung von Den Briel gelang es, einen Brückenkopf zu schlagen und den Herzog von Alba militärisch zuzusetzen. Der Erfolg hatte auch psychologische Wirkung --> erster Sieg. Dieser wurde im Nachhinein hochstilisiert --> Gott auf der Seite der Protestanten (göttliche Fügung, dass gesiegt wurde, etc.)

Den Briel wurde nur beiläufig erobert, es war eigentlich nicht geplant. Es gab einige weitere militärische Erfolge der Aufständischen, aber auch Erfolge der Spanier. Sie eroberten einige befestigte Städte (teilweise nach Belagerung). Die Stadt Naarden ließ die Spanier freiwillig in die Stadt, die metzelten dann die gesamte Zivilbevölkerung nieder.

Am 14./15. August 1572 fand die Bartholomäus-Nacht in Frankreich statt. Tausende französische Protestanten (Hugenotten) wurden getötet. Diese waren Verbündete der Aufständischen, es war also ein schwerer Rückschlag für diese. Verbündete der Aufständische waren weiter Nassau und die Kurpfalz. Queen Elizabeth I war zurückhaltend, da sie mit beiden Seiten in Verbindung stand.

Die Provinzen Holland und Seeland waren wichtig im Aufstand --> die Städte ernannten 1572 bzw. 1574 eigenmächtig Statthalter, dies durfte eigentlich nur der König! 1573 übernahm Don Luis de Requesens von Alba dessen Aufgaben (Generalstatthalter). Dieser war deutlich gemäßigter, er löste den Blutrat auf und erließ eine Generalamnestie (ausgenommen 300 Ketzer). Es folgte eine konziliantere Herrschaft, eine Einigung mit den Aufständischen aber scheiterte – vor allem wegen den unüberbrückbaren Differenzen bezüglich der Religion (1575).

1576 starb de Requesens und die Generalstände traten zusammen, ohne dass der König sie einberufen hätte (erstmals seit 1477). Das Ergebnis:
• Ketzergesetze sollten außer Kraft gesetzt werden
• Religionsbekenntnisse sollten gegenseitig anerkannt werden
• Spanische Truppen sollten sich aus den NL zurückziehen
• Gefangene sollten freigelassen und Güter zurückgegeben werden
• Wilhelm von Oranien sollte Statthalter von Holland und Seeland werden

Die Frage der Religion war nicht für alle Kommunen oder Provinzen gelöst --> dies sollte erst später geklärt werden. Die Loyalität zur spanischen Monarchie stand nicht zur Diskussion. Der Versuch war nur, dem König Grenzen zu setzen.

Der neue Statthalter Don Juan d’Austria erkannte die Pazifikation an, ebenso Philipp II. Der Großteil der spanischen Truppen wurde abgezogen. Die spanische Finanzlage war katastrophal, deshalb stimmte Philipp II wohl zu. Die spanischen Soldaten in den NL plünderten viele Dörfer und Städte, weil sie keinen Sold bekamen, ohne Befehl des Königs. In Antwerpen gab es ca. 8.000 Tote! Im November 1567, kurz vor der Verabschiedung der Pazifikation passierte dies. Die „Spanische Furie“ wurde von den Geusen und der Bevölkerung der Politik Philipp II angelastet, die Aufständischen erhielten dadurch einen deutlichen Aufschwung.

D’Austria hielt an einer Rekatholisierung der NL fest, Wilhelm von Oranien war dagegen – dies war ein jahrzehntelanges Spannungsfeld. Die Generalstände versuchten einen Kompromiss zu finden. 1577 wurde d’Austria abgewählt, Matthias von Österreich wurde ernannt und Wilhelm sein Stellvertreter. Dies erwies sich nicht als stabil. Es kam zu einer Neugruppierung der Provinzen 1579/80. Die südlichen Provinzen schlossen sich zur Union von Arras zusammen und traten für den Katholizismus, Privilegien und Treue zum spanischen König ein. Der Rückzug der spanischen Truppen und eine stärkere Beteiligung des heimischen Adels in die Politik wurde gefordert – dem stimmte Philipp II zu.

Die zweite Gruppe schloss sich zur Union von Utrecht zusammen. Jede Gemeinde sollte selbst bestimmen über Religion, solange keiner aufgrund seiner Religion verfolgt wurde. Über den König wurde geschwiegen. Dies war ein entscheidende Schritt zur Institutionalisierung der unabhängigen NL. Die Trennung der NL besiegelte sich durch die Verfeindung der beiden Unionen. Aber die Union von Utrecht brach nicht mit dem König. Erst 1814/15 fand die Wiedervereinigung der 17 Provinzen statt, festgelegt durch den Wiener Kongress.

Im Frühjahr 1580 erklärte Philipp II Wilhelm von Oranien für vogelfrei. Er erließ eine Bannschrift, weil dieser ein Ketzer, Verräter, etc. sei. Wilhelm antwortete mit einer Rechtfertigungsschrift. Der König wurde als Tyrann dargestellt, schloss an die Monarchomachen an (Tyrannei erkauft, weil Herrscher seine Macht missbraucht). „Plakkaat van Verlatinghe“: Philipp II wurde von den Generalständen abgesetzt, nur die Provinzen der Union von Utrecht (1581). Statthalter wurde Herzog Franz von Anjou, der Bruder des französischen Königs Heinrich III war. Aus Sicht der spanischen Krone war dies Hochverrat, für die Aufständischen war dies legitim (vgl. Monarchomachen). In dieser Revolution sollte der alte politische Zustand beibehalten bzw. wiederhergestellt werden und nichts Neues etabliert werden.

Ab 1581 gab es zwei Statthalter in den NL. D’Austria vs. Herzog von Anjou, der in den NL nicht unumstritten war. Er war Katholik, verschwenderisch, etc. 1583 plünderten französische Truppen Antwerpen. Der französische Furie folgte quasi der spanischen. Anjou zog sich nach Frankreich zurück. Wilhelm von Oranien sollte folgen, aber er wurde 1584 ermordet.

Queen Elizabeth I entsandte den Earl of Leicester als Statthalter in die NL. Der Herzog von Parma eroberte für die spanische Krone einige brabantische Städte. Elizabeth I reagierte mit Leicester und einigen tausend Soldaten. Leicester machte sich schnell unbeliebt, er verlor einige Städte an Spanien. Er verlegte seinen Sitz von Amsterdam nach Utrecht, etc. Nach zwei Jahren zog er sich nach England zurück.

Die Souveränität ging an die Generalstände und Provinzialstände über, Statthalter wurden die Nachkommen Wilhelms. Der Herzog von Parma sollte für Philipp II ab 1577 D’Austria gegen die Aufständischen beistehen. Er stieß von Süden gegen die Aufständischen vor, er eroberte die calvinistische Stadtrepubliken in Flandern und Brabant. 1585 gelang es ihm die Hafenstadt Antwerpen einzunehmen  strategisch wichtig. Die Reaktion der Geusen war die Sperre der Schelde, der Fluss durch Antwerpen. Viele Bewohner Antwerpens flüchteten in den Norden in die calvinistischen Provinzen wegen der Rekatholisierung der Stadt. Amsterdam profitierte davon, viele Menschen von Antwerpen gingen dorthin. Ganze Stadtviertel wurden gebaut um die Flüchtlinge aus dem belgischen Raum aufnehmen zu können.

Für die Aufständischen waren die 1570er und 1580er Jahre hart, der Aufstand „überlebte“ nur knapp. Der Herzog von Parma war militärisch sehr erfolgreich, 1584 ermordete Gerards Wilhelm von Oranien. Philipp II versprach den Mördern Wilhelms die Erhebung in den Adelsstand, 25.000 Gulden, die Vergebung der Sünden, etc. Gerards wurde bei der Flucht gefasst, gefoltert und gevierteilt. Seine Familie aber wurde belohnt.

Samstag, 28. Oktober 2006

3. Einheit vom 25. Oktober 2006

Der Niederländische Aufstand

Dieser hatte religiöse, politische und sozialökonomische Gründe. Der Protestantismus kam im 15. und 16. Jh. auf wegen der Unzufriedenheit mit dem Katholizismus. Verschiedene Konfessionen: Lutheraner, Calvinisten. Im 16. Jh. erfolgte der Bruch mit dem Katholizismus. Bereits im 15. Jh. gab es Versuche die Kirche von innen her zu reformieren --> Basler Konzil von 1431-1449. 1522/23 war der Versuch von Papst Adrian VI die Kirche zu reformieren da --> dies alles reichte nicht aus, um die protestantischen Bewegungen zu unterbinden. Die Führer der Bewegungen waren Jan Hus, John Wycliffe, Johannes Calvin, Martin Luther, etc.

Der Buchdruck war wichtig zur Verbreitung des protestantischen Gedankenguts. In den NL setzte sich der reformierte Glauben von Calvin durch --> die presbyterianische Kirchenform = basisdemokratisch orientiert. Die Lutheraner waren hingegen stark hierarchisch gegliedert. Die Wiedertäufer gingen ebenfalls in die protestantische Richtung. Melchior Hoffmann predigte diese Glaubensrichtung vor allem in der Gegen um die Zuider Zee. Er wurde verhaftet, ihm folgte Jan Matthys. Im Auftrag von ihm überfiel Jan von Leyden 1534 die Stadt Münster, van Leyden gründete ein „neues Jerusalem“, der Bischof von Münster wurde vertrieben. Im Sommer 1535 gelang es, die Widertäuferbewegung in Münster niederzuschlagen und die führenden Köpfe wurden hingerichtet. In den NL fand das Wiedertäufertum großen Andrang (vor allem in Amsterdam), aber zu einer Neugründung Jerusalems kam es nicht. Viele Wiedertäufer wurden hingerichtet und verbrannt.

Seit 1523 wurden Lutheraner verbrannt, wenn sie nicht öffentlich Luther abschworen. Die Küstenstädte Amsterdam und Antwerpen waren „Einzugstore“ für den protestantischen Glauben, vor allem aufgrund des Handels mit norddeutschen Städten. Es gab frühe Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen (ab den 1560ern). Die Gründe waren antiprotestantische Gesetzgebung und zentralistische Administration.

Karl V gründete das Gremium CONSULTA, das gebildet wurde aus dem Bischof von Micheln Granvelle, Charles de Berlaymont und Viglius von Aytta. Der hohe Adel aus den NL empfand die Consulta als Konkurrenz. Die Consulta selbst hatte eigentlich verfassungsmäßig keine Legitimation. Es herrschte die Befürchtung eines monarchistischen Absolutismus und die Auflösung der Räte.

Philipp II versuchte eine effektive Administration der Diözesen durchzusetzen, was 1559 offiziell in Kraft trat  Kirchenreform. Nicht mehr Köln, Trier und Rom waren kirchlich herrschend (Erzbischöfe für die NL waren dort), sondern jetzt die Erzbistümer Utrecht, Cambrai und Micheln. Darunter waren 14 neue Bistümer. Ergebnisse war eine bessere kirchliche Administration und ein bedeutender Verlust für die vorherigen Erzbistümer. Dort waren viele aus dem Hochadel, während in den NL die Bischofssitze von hohen Theologen besetzt wurde.

Wirtschaftliche Probleme ergaben sich wegen der hohen Steuerbelastung aufgrund von Kriegen, etc. Dazu kam eine Hungersnot durch Missernten in den 1560ern und eine Erschwerung des Handels mit Skandinavien (Krieg zwischen Dänemark und Schweden). Die kirchlichen Vertreter lebten im Reichtum, dies trieb viele zum Calvinismus.

Der NL Aufstand wollte antiprotestantische Gesetzgebung mildern, die Consulta auflösen und mehr Bestimmung durch den NL Adel. Eine Unabhängigkeit von Spanien war nicht geplant. Ebenso wenig die Abspaltung der nördlichen Provinzen von den südlichen. Der Aufstand war nicht flächendeckend sondern regional (lokal) --> Stadtrepubliken gründeten sich.

Entwicklung des NL Aufstandes
Bereits Karl V verbot den Protestantismus (Ketzer). Philipp II machte Inquisition zu kirchenpolitischem Instrument. Die Opferzahlen wurden übertrieben und als antispanische Propaganda benutzt. Wilhelm von Oranien war Mitglied des Hochadels und Stadthalter für Holland und Seeland. Er setzte sich 1563 an die Spitze der Adelsliga. Mit der Unterstützung von den der Stadthalterin Margarete von Parma forderte man Karl V auf, Granvelle zurück nach Spanien zu schicken – was auch gelang. 1566 beschlossen 400 Adelige den Eid zu verweigern. Die militärisch Aufständischen nannten sich „Geusen“ (eigentlich Bettler). Sie waren der Träger des Aufstandes. Man forderte die Inquisition zurückzuziehen und die antiprotestantische Gesetzgebung abzuschaffen. Eine Petition wurde Margarete von Parma übergeben. Sie versprach sich bei ihrem Bruder Philipp II einzusetzen. Sie zeigte Kompromissbereitschaft. Ein weiteres Gesuch forderte Religionsfreiheit und Selbstverwaltung unter Wilhelm von Oranien. Diese Petition fand weniger Anklang auch unter den Adeligen.

1566 kam es zum Bildersturm. Dieser ging von Flandern aus und zog sich bis Brabant. Katholische Artefakte wurden von aufgebrachten Calvinisten zerstört, es war aber eher eine kleine, radikale Gruppe. Der Ausmaß der Zerstörung war regional bedingt und unterschiedlich groß. Der Ausgangspunkt waren so genannte „Heckenpredigten“, so wurde die Bevölkerung sensibilisiert.

Der Bildersturm war gut organisiert. Die Reaktion des spanischen Königs war heftig. Er entsandte Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von Alba, in die NL. Er erfüllte bis 1573 folgende Aufgaben:
1) Bestrafung der Bilderstürmer und Verfolgung der Protestanten verstärken
2) Stärkung des Rufs des Königs
3) Auffüllung der leeren Staatskassen

Alba richtete ein „Blutgremium“ ein. Dies war verfassungswidrig. Sein Ziel war das Ausbreiten des Protestantismus zu verhindern. Die antiprotestantische Gesetzgebung wurde verschärft. Über 1000 Todesurteile und 11.000 Verbannungsstrafen sprach der „Rat der Unruhen“ (=Blutgremium) ab 1567 aus. Viele Protestanten gingen ins englische, skandinavische oder norddeutsche Exil. Neue Steuern sollten eingeführt werden. Die Räte befürchteten erneut Absolutismus durch Philipp II und die Steuerpläne stießen auf Ablehnung. 1568 fand die öffentliche Enthauptung von zwei Hochadeligen statt: Lamoraal van Egmont und Philippe von Horne. Beide waren Stadträte und Grafen und Ordensträger des Goldenen Vlies. Dies wurde als Rechtsbruch angesehen. Die Hinrichtung war ungesetzlich, da kein Gericht tagte, sondern Alba willkürlich handelte. Dies war ein weiterer Schritt zur Radikalisierung. Alba führte eine stärkere Zensur ein um oppositionelle Schriften zu unterbinden.

Freitag, 20. Oktober 2006

2. Einheit vom 18. Oktober 2006

1477 ist eine Zensur in der Geschichte der NL --> Tod Karl des Kühnens. Seine Tochter war Maria von Burgund (1457-1482). Deren Mutter war Isabella von Bourbon, die zweite Frau Karls. Erzherzog Maximilian I heiratete Maria  Übergang vom Hause Burgund zum Hause Habsburg im August 1477.
Die Städteversammlung der NL versuchten im „großen Privileg“ ihre Position gegenüber dem Fürsten zu stärken --> nach dem Tode Karls. Der Ständeversammlung gelingt es durchzusetzen, dass sie ohne Einberufung des Fürsten zusammen tagen konnten -> vorparlamentarische Züge! Der Große Rat von Micheln (1473 gegründet) sollte nur aus einheimischen Adeligen bestehen, Kriege nur durch Generalstände beschlossen werden. Spezifische Privilegien werden auf die einzelnen Provinzen bezogen. Die Bestimmungen des „Großen Privilegs“ verliefen sich wieder im Sand, das Privileg wurden in den 1490ern von Philipp dem Schönen wieder eingezogen.
Der französische König Ludwig XI zog nach dem Tod Karls des Kühnen das Herzogtum Burgund ein, sowie die Picardie südlich der NL mit der Begründung es handle sich um ein erloschenes Lehen.

Das Bistum Lüttich und die Provinz Gelderland machten sich wieder selbstständig, erst 1544 wurde Geldern im Frieden von Crepy wieder den Habsburgern zugesprochen.

Nach dem Tod Marias gab es viele Streitigkeiten um die NL, erst im Vertrag von SENLIS 1493 wurde die Frage zugunsten der Habsburger geregelt. Es gab permanente Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg. Die größte terrioriale Ausdehnung der NL war unter Karl V 1528. Er integrierte Overijssel, Friesland und das Stift Utrecht. 1536 folgte die Stadt Groningen und Ommelanden, sowie Drenthe und die Provinz Geldern. Alles in allem waren es 17 Provinzen.

1548 wurde der Burgundische Vertrag unter Karl V beschlossen zum Schutz der NL und die Freigrafschaft Burgund durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Aber es gab keinen Herrschaftsanspruch, dafür finanzielle Unterstützung, zB bei der Abwehr der Türken. Die NL und die Grafschaft Burgund waren quasi ein souveräner Territorialverband im HRRdN.

Die 17 Provinzen wurden durch Erbrecht zusammengehalten --> Pragmatische Sanktion 1549, alles diplomatisch gelöst. 1555 übernahm Philipp II die Herrschaft über die NL. Als Reaktion gab es Widerstand bzw. Aufstand in den NL --> ein 80jähriger Krieg bricht aus. Es bringt den Verlust von 7 Provinzen mit sich, diese wurden 1648 im Westfälischen Frieden als eigene Nation anerkannt. Trotzdem zog sich der „Mythos der 17 Provinzen“ bis zum Ende des Ancien Regime, oft dargestellt mit dem Löwen „Leo Belgicus“.

Die Loyalität von Maria von Burgund nach Unterzeichnung des „Großen Privilegs“ war zunächst gesichert. Doch immer wieder kam zu Aufständen der selbstbewussten Städte, zB 1488 forderte die Stadt Brügge besondere Rechte und Privilegien. Maximilian sollte Flandern einem Regentschaftsrat übergeben, dieser sagte zunächst zu (er wurde in Brügge in Gefangenschaft gehalten). Aber dann erklärte er seine Zusage für null und nichtig. Vier Jahre später gelang es ihm Brügge und Gent wieder zu beherrschen, die aufständischen Führer wurden öffentlich hingerichtet. Ein Aufstand in Gent wurde 1539/40 militärisch niedergeschlagen  Gent verlor alle Privilegien. Die Aufständischen wurden hingerichtet, die Stadtmauern wurden geschliffen, Garnisonen wurden in Gent stationiert  Concessio Carolina.

Trotzdem wurde die habsburgische Herrschaft in den NL anerkannt. Zur Verwaltung wurden Generalstadthalter eingesetzt, was einem Landvogt entspricht: Margarete von Österreich, Maria von Österreich, Emanuel, Philibert von Savoyen, …

Es wurden drei Räte eingeführt:
1) Staatsrat: 12 Adelige aus den NL. Es war ein Beratungsorgan für die Monarchen bzw. dem Landvogt
2) Geheime Rat: politische Verwaltung und Gerichtshof unter dem Großen Rat von Micheln
3) Finanzrat
Dies geschah unter Karl V 1531 und war eine Steigerung der administrativen Effizienz.

Die Vertretung der Untertanen war wie folgt organisiert:
Generalstände – Provinzialstände – Provinzialräte – Stadträte – Bürgermeister

Wichtige Wirtschaftsfelder waren:
Textilindustrie (seit dem MA), Landwirtschaft, Fischerei, Handel & Bearbeitung (von Diamanten), Hanse-Verbund (Arnheim, Zwolle, Brügge, Gent, etc.), Überseehandel & Bankenwesen

Demographische Entwicklung:
Enormer Zuwachs der Bevölkerung: Antwerpen 1500: 45.000, 1560: 85.000; Amsterdam: 1500: 12.000, 1560: 27.000

Kulturelle Entwicklung:
Entfaltung der bildenden Künste und Musik, durch das Haus Habsburg finanziell gefördert.
Maler: Quentin Metsys, Hieronimus Bosch, Pieter Breughel der Ältere
Sakralbauten, Rathäuser (Spätgotik oder Renaissance)
Rethorikkammern --> Freizeitdichterzirkel
Buchdruck: Antwerpen als Druckereizentrum --> Christoffel Platijn
Humanismus: Erasmus von Rotterdam, mit bürgerlichem Namen Geert Geerts zoon Andreas Vesalins (Leibarzt von Karl V)
Gerhard Mercator (Kartograf)

Samstag, 14. Oktober 2006

1. Einheit vom 11. Oktober 2006

Allgemeines:

Benelux bezieht sich auf die drei Nationalstaaten, in der FN spricht man von den Niederlanden.
Die Bibliographie befindet sich auf www.univie.ac.at/igl.geschichte/koll/
Die Zugangsdaten bitte direkt anfordern lassen von Prof. Koll.

Prüfung ist bereits am 13.12.!!


Vortrag:

1477 geht die Niedere Lande von Burgund an Habsburg, Grund ist der Tod Karls des Kühnen

Chronologie: Römer – Merowinger – Karolinger – Lothringer – Ostfränkisches Reich

Im MA starke städtische Struktur in den Niederen Landen, ähnlich wie in Oberitalien. Gent war die zweitgrößte Stadt am europäischen Kontinent im 14. Jh. Manche Provinzen hingegen waren stark von der Landwirtschaft geprägt. In den Städten war ein starkes Bürgertum, der fürstliche Einfluss war eher gering. Der Bau von mächtigen Rathäusern war Zeichen von städtischer Selbstständigkeit. Die Provinzen genossen ebenso große Autonomie (ähnlich der einzelnen Städte). Provinzialstädte waren deren Vertreter --> der Fürst musste dies anerkennen, ansonsten behielten sich die Untertanen Widerstandsrecht vor. Die Niederen Landen waren ein zusammengewürfelter Komplex von Provinzen und Kommunen (= Städte, die selbstständig sind).

Das Burgundische Reich entstand im 14. Jh. Das Haus Wittelsbach stellte auch Anforderungen an die Niederen Landen. Burgund hatte drei Herzöge:
1) Philipp der Kühne (aus dem Haus Valois)
Er erhielt Burgund von seinem Vater, 1369 erhielt er durch Heirat die Grafschaft Flandern. Gent, Brügge und Ypern setzten Philipp Widerstand entgegen --> unter ARTEVELDE --> Gent hatte gute Handelsbeziehungen zu England. Philipp aber war Franzose (es geschah während dem 100-jährigen Krieg). Das Widerstandsrecht brach 1382 nach der Schlacht bei Roosebeke. Philipp starb 1404. Sein Sohn Johann Ohnefurcht übernahm den Thron. Er setzte keine Impulse für die Niederen Landen. Er kämpfte um die Königskrone in Frankreich, wurde aber 1419 ermordet.
2) Philipp der Gute (1395-1467)
Er hinterließ viele Spuren in den Niederen Landen. Sein Sohn Johannes wuchs in Gent auf, es gab eine Währungsunion, er führte Münzen ein, die in den NL galten (Holland, Brabant, Luxemburg, etc.). Im Vertrag von Arras 1435 gelang es ihm, die Picardie für sich zu gewinnen, ebenso die Loslösung Burgunds vom französischen Königreich --> eigener „Staat“ von Burgund und den NL.
Philipp ging in den 1450ern militärisch gegen Städte in Flandern wie Gent vor, der Grund war, dass eine Salzsteuer eingeführt werden sollte. Diese aber kam doch nicht, weil zwar Philipp militärisch gewann, aber Gent Geld bezahlte und die Gilden, die als Widerstandsführer galten, aus der Administration verbannt wurden. In den 1430ern band Philipp den NL-Hochadel mit dem Orden vom Goldenen Vlies an sich.
3) Karl der Kühne (1433-1477, Sohn Philipps)
Er versuchte die Macht Burgunds weiter zu vergrößern. Er plünderte mehrmals das Bistum Lüttich, es gab hunderte Tote. Er wollte sich zum König von Burgund krönen lassen, hatte Verhandlungen mit dem deutschen Kaiser (ab 1473) aber seine Strategie ging nicht auf. Danach verhandelte er mit dem englischen König, ging ebenfalls nicht auf, weil die militärische Stärke fehlte und die Engländer brauchten Unterstützung gegen die Franzosen.
Karl wollte Nord-Süd verbinden, da Lothringen dazwischen lag. Bei der Belagerung von Nancy starb Karl (1477). Die bedeutete einen Einschnitt in der Geschichte für Burgund und die NL. Die Bistümer der NL blieben juristisch gesehen unabhängig, aber die Familienmitglieder der Burgunder wurden auf die Bischofssitze gehievt. Es gab den Versucht der stärkeren administrativen Zusammenfassung der Provinzen unter Philipp dem Guten.

Ab 1477 wurden die Generalstände einmal jährlich einberufen. Im Dezember 1473 wurde das Edikt von Thionville verabschiedet, das zentrale Verwaltungsorgane schuf (großer Rat von Micheln = höchster Gerichtshof für NL, Rechenkammer, Schatzkammer, etc.). Dies führte zur FN-zeitlichen Staatsbildung und Einheitsbewusstsein. Begriff: „Les pays de pardeca“ = „die hiesigen Länder“ = nördliche Teil der burgundischen Länder. „Les pays de pardela“ = südlicher Teil.

Die starke Stellung der NL verdankte sie den burgundischen Herzögen. Vor allem in der Kunst der Bildhauer Klaas Sluter, die Gebrüder Hubert und Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, etc. Auch Architektur und Musiker wurden gefördert, es gab einen starken Austausch mit Italien. Die Universität Löwen wurde 1425 gegründet. Es gab die Bewegung der Devotio Moderna (kirchliche Reformbewegung). Das Mäzenatentum der burgundischen Herzöge sollte Macht demonstrieren.

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